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ZWEIMONATLICH

Jahr 48

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ



Mai/Juni 2014

  

INHALT

Texte aus Ansprache und Gesprächen

von Swami Omkarananda


Die Wirklichkeit ist in dir
Der reinste Ort
Wer bin ich?
Wir leben in einem Meer endloser Kräfte
Vorbereitung



In jedem Menschen – wo er sich auch immer aufhalten mag – befindet sich das Herz Gottes, das Zentrum Gottes, die Seele Gottes. Unser Herz ist das Herz und das Zentrum Gottes, es ist Gottes Hauptquartier, der zentrale Punkt Gottes.

Wo hat der grenzenlose Himmelsraum sein Herz? – Auf dem Mond oder auf der Erde, in der Sonne oder in einem der unzähligen Sterne? – Jeder Stern könnte behaupten: „Ich bin das Zentrum des Raumes!“, und es wäre wahr! Die Erde könnte sagen: „Ich bin der Mittelpunkt des Raumes!“, und auch das wäre wahr, weil in einem unendlichen Raum jeder beliebige Punkt irgendwo das Herz des Raumes ist.

In der grenzenlosen Wirklichkeit, die Gott ist, kann jedes Herz innerhalb dieser Wirklichkeit den Anspruch erheben, der Mittelpunkt oder das Herz dieser Wirklichkeit zu sein. Jeder Mensch also, der offen für Gott ist, der gottbewusst ist, ist das Zentrum und das Herz Gottes.

In einer grenzenlosen Wirklichkeit ist das Herz überall. Es ist nur ein einziges Herz! Es ist ein Zentrum ohne Umfang. Das Zentrum ist grenzenlos, unermesslich. Deshalb ist jeder Mensch das Herz Gottes, das Zentrum Gottes, das Hauptquartier Gottes, der Zugang zu Gott.

Du bist das Zentrum und Herz Gottes.

Die Wirklichkeit ist in dir

Die ganze Ewigkeit hindurch entschleiert die Schönheit ihre makellose Form in der Einsamkeit des Nichts.Sie hält einen Spiegel vor ihr Gesicht und erblickt ihre eigene Schönheit.Sie ist der Erkennende und das Erkannte, der Seher und das Gesehene.Kein Auge außer ihr eigenes hat je einen Blick auf dieses Universum geworfen.Jede ihrer Eigenschaften findet ihren Ausdruck im grünenden Feld von Zeit und Raum.

Rumi


Die Wirklichkeit ist der Beobachter in Dir. Ausserhalb dieses Beobachters, der Gott ist, ist alles ein Albtraum, ein Problem – nichts als wertlose Asche.

Auch wenn du ein König wärst und ein großes Reich regieren würdest, wäre das nichs als ein Elend, eine Krankheit ein Albtraum. Auch das beste Leben, das man sich vorstellen kann ist ein Leben der Sünde, warum? – Sünde ist alles, was sich auérhalb des Göttliichen, außerhalb der unendlichen Vollkommenheit befindet oder abspielt.

Alle Gedanken, Gefühle, sogar die  Bilder des Göttlichen, sofern sie sich außerhalb des zentralen Beobachters in dir befinden, sind nichts anderes als vorüberziehende Wolken und als solche unerwünscht.

Das einzig Erwünschte ist das beobachtende Licht in dir. Das ist die Quelle der Freude, die Quelle der Weisheit, die Quelle des wahren Lebens.

Alles andere im Leben ist nur Schmerz, Trennung, Enttäuschung. Nur im Göttlichen gibt es wahres Glück, wahre Erfüllung und endlosen Segen. Weil dem so ist, versuchen wir, das Gemüt, das der Urheber der Trennung von Gott ist, auszuschalten, indem wir uns in der Wiederholung der Mantras üben.

Das Gemüt befindet sich außerhalb des zentralen Beobachters, des Lichts in dir, und es ist der Urheber eines Lebens in einem Albtraum. Auch wenn du das schönste und beste Leben hast, ist es dennoch ein Albtraum, denn all diese Schönheit ist vorübergehend, sie verursacht und hinterlässt Probleme. Aufgrund deiner Gedanken und Taten in diesem Leben musst du wiederum geboren werden und die Früchte deines jetzt so schönen Lebens ernten. Und so kommst du aus diesem Kreislauf nie heraus.

Nur im Herzen des Göttlichen, im Licht der beobachtenden Intelligenz in dir, hast du absolute Sicherheit, hast du Unendlichkeit, Zeitlosigkeit, Raumlosigkeit, wahre Freiheit und jeden Segen.

Wahre Freiheit gibt es nicht außerhalb des Göttlichen.

Wenn du mit dem Göttlichen eins bist, hast du alles erreicht. Dein Herz ist dann erfüllt mit ewiger Vollendung und unendlicher Vollkommenheit.

Versuche deshalb immer wieder, in dieses wunderbare, beobachtende zentrale Licht einzutauchen. Gehe bewusst in den Tiefschlafzustand, aber nicht in jenen, der nur aus Dunkelheit und Finsternis besteht, sondern in einen vom Licht des Beobachters erfüllten, bewussten Tiefschlaf, der dann natürlich nicht mehr Tiefschlaf genannt werden kann, dem Tiefschlaf aber insofern ähnlich ist, dass darin keine Objekte mehr existieren. Der Tiefschlaf ist völlig unbewusst und dunkel, dieser andere Zustand jedoch ist von Licht erfüllt. Außer Licht ist da nichts! Und Licht ist Bewusstsein.

Dieses Licht ist zwar der Beobachter aller Dinge und Zustände, es beobachtet die ganze Schöpfung, ist aber gleichzeitig jenseits aller Zustände und Veränderungen, jenseits alles Geschaffenen.

Sobald du ganz in dieses Licht eingetaucht bist, verschwinden alle Zustände und Veränderungen. Du bist nun selbst dieses Licht. Du und das Licht – diese beiden gibt es nicht mehr. Die Erfahrung des Lichts, das Licht und du selbst sind dann nur noch eines; sie sind ein und dasselbe. Und dieser Zustand der Einheit ist Vollkommenheit.

Es ist jedoch eine Einheit, die nicht durch Vereinigung von zwei oder mehreren Dingen oder Zuständen zustande kommt. Es ist eine Einheit, die ewig und unveränderlich die gleiche ist. Es ist das ewig Eine ohne ein Zweites.

Komme immer wieder zurück zu diesem zentralen Punkt des Lichts, dem Zentrum der Unendlichkeit, dem Zentrum des Universums, dem Zentrum, aus dem alle Universen entstehen und in dem sich alle wieder auflösen.

Dieses Zentrum des beobachtenden Lichts ist unbeschreiblich wunderbar! Es ist der Punkt in der Mitte des Sri Chakras. Dieser Punkt bedeutet Unendlichkeit. Er hat keine Grenzen, er ist allvollkommen. Es gibt in der ganzen Schöpfung nichts, was so vollkommen wäre wie das, wofür dieser Punkt steht.

Ein Punkt ist etwas Totes, und dieser Punkt ist nur ein Symbol für die Unendlichkeit. Das Licht in dir aber ist ein Punkt, der lebendig ist. Alle unendlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten sind in diesem Punkt enthalten.

Man muss sie auch nicht erst entwickeln. Man braucht nur diesen Punkt zu erreichen und dort zu verweilen und man hat die grenzenlose Erfüllung und Vollkommenheit erreicht.

Das göttliche Licht im Herzen des Menschen ist Mahalakshmi. Es ist das Reich Gottes. Es ist Mahadevi, was das Licht aller Lichter bedeutet, das große Licht, das ewige Licht, das Licht ohne Anfang und Ende, das Licht ohne Schranken und Grenzen. Es ist die unbeschreibliche ewige Wahrheit.

Das ist Liebe: himmelwärts zu fliegen, jeden Augenblick hundert Schleier zu zerreißen, unser Herz von den sichtbaren Dingen zu lösen, nicht nur zu sehen, was uns sichtbar scheint. Auf das Selbst zu verzichten und immerdar in Gott zu wandern ist Anfang und Ende jeder mystischen Reise.

Rumi

Die Silbe OM

Eine Silbe, die man auch sprechen kann wenn der Mund geschlossen ist, das ist das „M“, das Teil der Silbe OM ist. Im Sanskrit nennt man diese Silbe Makara.

Makara ist die Seele des grenzenlosen Lichts und das Zentrum, der Punkt, aus dem heraus alles entsteht und in den alles zurückkehrt – zurück in die ewige Unendlichkeit, in die absolute Vollkommenheit.

Dieses Makara reinigt alles. Es macht Gemüt und Intelligenz ruhig und führt dich zurück zur Einheit mit dem Punkt des zentralen Lichts in dir. Wenn du eins mit diesem innersten Licht bist, mit dieser göttlichen Intelligenz und dem unendlichen Bewusstsein, dem Licht aller Lichter, dann bist du frei und erfährst innen und außen nichts anderes als das Göttliche, das Vollkommene, das Ewige und Unsterbliche.

OM ist die gestaltlose Gestalt der unendlichen Wirklichkeit. Es ist das Herz und die Seele der unendlichen Wahrheit. Es ist der wahre Name der ewigen Wirklichkeit, der wahre Name Gottes. Und dieser wahre Name ist dein Name, weil du in Wahrheit und Wirklichkeit dieses grenzenlose Licht selbst bist.

OM und das zentrale Licht des unbeteiligten Beobachters sind ein und dasselbe.

OM reinigt dein ganzes Wesen und führt dich zur Einheit mit dem inneren Licht und Bewusstsein.

Du bist es, der alles tut, nicht ich!

Zünde in allen Sternensystemen Millionen Lichter zu Ehren des Göttlichen und zum Wohl der ganzen Schöpfung an, der sichtbaren und der unsichtbaren! Lasse duftende Blumen auf den wunderbaren Altar des Universums herabregnen!

Alles, wasdu siehst und wahrnehmen kannst und alles, was du noch nicht sehen und wahrnehmen kannst, ist in deinem eigenen, innersten Bewusstsein erschaffen worden, von und in der Intelligenz der göttlichen Gegenwart in dir.

Das Ego hat keinen Platz mehr, wenn du dich immer wieder an folgende Tatsache erinnerst:

Twam eva sarvam kartasi – Du bist es, der alles tut, nicht ich!

Du tust etwas, dein Körper regt sich und arbeitet – das ist wahr! Doch denke nach und finde heraus, woher deine Kraft letztlich kommt!

Eine Leiche kann sich nicht einmal bewegen.

Die Energie, die Intelligenz – woher kommen sie? – Sie kommen direkt vom Göttlichen in dir. Wer ist der Beobachter deiner Aktivitäten, deiner Gedanken, deiner Gefühle? – Gott ist der Beobachter.

Innen und außen ist Gott. Gott ist überall. Er durchdringt alles, und alles ist in Ihm. Alles, was wir haben, gehört dem Göttlichen. Wenn wir diese Einsicht, diese Weisheit im täglichen Leben anwenden, wird das Ego immer schwächer werden, immer kleiner, und irgendwann verschwindet es dann ganz.

Was ist, wenn das Ego verschwunden ist? – Dann ist nur noch das Göttliche da.

Denke immer wieder darüber nach, meditiere, bete! Über Gott nachdenken, Meditation und Gebet sind dieselbe Bewegung in Richtung der Erkenntnis des Göttlichen. Es besteht kein grundsätzlicher Unterschied zwischen diesen drei Aktivitäten.

Über Gott nachzudenken ist unmöglich ohne gleichzeitig zu beten. Und Beten ist unmöglich, ohne Gott als allgegenwärtig und allwissend anzuerkennen, ohne zu erkennen, dass Er gleichzeitig innen und außen gegenwärtig ist, dass seine Intelligenz und sein Bewusstsein, seine Energien und seine Substanz überall und immer an der Arbeit sind.

Unvollkommenheiten entstehen erst dann, wenn das Ego ins Spiel kommt. Das Ego macht alles kaputt. Statt die Wahrheit zu sehen, sieht das Ego nur Erscheinungen und erzeugt Probleme für sich und andere.

Mantra

Der Sinn und Zweck der lauten Mantrawiederholung liegt in der Erzeugung von Schwingungen, von Energien.

Der Ton ist eine Energie, eine Macht, eine Kraft, etwas, das umwandelt.

Eine solche Energie ist das Mantra.

Man kann ein Kleid mit Tonschwingungen reinigen. Man kann mit Tonschwingungen ein Glas zerspringen lassen. Man kann auch ein Leben mit Tonschwingungen aufbauen. Es gibt Millionen von Möglichkeiten, was Töne alles bewirken können. Ton ist eine Kraft wie Elektrizität, wie Licht, wie Feuer.

Der Zweck der Mantrawiederholung ist die Erzeugung von Schwingungen. Diese sere Intelligenz erleuchten und uns in die Lage versetzen, unser unendliches Glück zu erblicken, das Göttliche überall zu erschauen und die Eigenschaften der göttlichen Kraft in unserem Leben zum Ausdruck zu bringen. Wiederholen wir also die mystischen Mantras, die unsere Seele in Einklang mit der Sonne bringen. Auch wenn die Welt in so vielen Bereichen ihren Niedergang erfährt, sind wir doch beschützt, wenn unsere Seele in Harmonie mit der unsterblichen Seele, der ewigen Seele in der Sonne, ist.

Wenn Er sich selbst enthüllt, dann macht Brahma sichtbar,was niemals gesehen werden kann.Wie der Same in der Pflanze, wie der Schatten im Baum, wie die Leere im Himmel, wie unendliche Gestalten in der Leere so kommt das Unendliche von jenseits des Unendlichen,und aus dem Unendlichen erstreckt sich das Endliche.Das Geschöpf ist in Brahma, und Brahma ist im Geschöpf:Sie sind immer getrennt, und doch immer vereint.Er selbst ist Baum, Same und Keim.Er selbst ist Blume, Frucht und Schatten.Er selbst ist Sonne, Licht und Erhelltes.Er selbst ist Brahma, Geschöpf und Maya.Er selbst ist die mannigfache Gestalt, der unendliche Raum.Er ist der Atem, das Wort und der Sinn.Er selbst ist das Ende und das Endlose; und jenseits von beiden, – dem Begrenzten und dem Grenzenlosen – ist Er, das reine Sein.Er ist der ewige Brahman und der dem Geschöpf innewohnende Geist.

Kabir

 Der reinste Ort

Der reinste Ort aller Welten ist in dir selbst.

Es gibt nirgendwo in allen Welten einen reineren Ort. Wo ist dieser reine Ort in dir? – Befindet er sich in deinem Körper? – Nein, nicht im Körper! Der Körper muss immer wieder gewaschen werden; er ist unrein.

Ist dieser Ort vielleicht im Gemüt? – Nein, denn das Gemüt ist auch kein reiner Ort. Jede Menge schlechter Gedanken und Gefühle tummeln sich darin; Gier und Eifersucht, Neid und Hass sind dort zu Gast.

Vielleicht befindet sich dieser reine Ort in unserem Traumzustand? – Nicht möglich, denn unsere Träume sind oft Albträume und dort gibt es alles, was es auch im Gemüt gibt.

Wo könnte dann dieser reinste Ort sein? Denke mal nach! – Dieser reinste Ort ist das Licht selbst. Wo ist nun der Sitz dieses Lichts? Schließe deine Augen und stelle dir vor, du seist im Tiefschlaf. Was ereignet sich dort? – Du bist nicht mehr im Körper und nicht mehr im Gemüt. Auch Träume hast du keine. Wenn sich eine Fliege auf deinen Körper setzt, spürst du es nicht.

Im Tiefschlaf sind alle Gedanken, Gefühle, Intelligenz und Herz zusammengefasst in eines: Gewahrsein.

Du bist in einem Zustand der Ruhe, des Friedens, der Freude, der Schönheit, des Glücks und der Erfüllung. Dieser Tiefschlaf wird von jemandem in dir beobachtet, und wenn du aufwachst, sagt dir dieser Jemand, dass du gut geschlafen hast.

Es ist also ein Beobachter anwesend im Tiefschlafzustand. Wenn du diesem Beobachter nicht im Tiefschlaf, sondern im Wachzustand, in einem meditativen Zustand begegnest, in einem Zustand, in dem du völlig wach bist und ganz bewusst in diesen Beobachter eingehst, dann wirst du zu diesem Beobachter selbst. Du bist dann dieser Beobachter; du bist eins mit ihm. Und dieser Beobachter ist immer rein. Er ist das Feuer des Bewusstseins. Er ist Licht. Nur Licht allein kann dich zur Beobachtung befähigen. Ohne Licht kannst du nichts sehen. Licht ist die Quelle aller Wahrnehmungsfähigkeit.

Wenn kein äußeres Licht scheint, leuchtet immer noch das Licht der Intelligenz. Mit diesem Licht kannst du innere Bilder sehen. Im Tiefschlaf gibt es keine Bilder, weder innere noch äußere! Wer ist in diesem Zustand anwesend, um ihn zu beobachten? – Es ist ein Beobachter da; es ist Bewusstsein da, das nie schläft. Wenn du diesem Beobachter bewusst begegnest – nicht unbewusst wie im Tiefschlaf –, dann bist du Gott begegnet.

Dieser Beobachter ist Licht. Er ist der Punkt des unendlichen Bewusstseins. Er ist das Feuer des Bewusstseins. In diesem Licht ist endlose Reinheit. In diesem Licht sind unendliche Schönheit, Wissen, Weisheit –

alles! Das ist der schönste und reinste Ort; und er ist in dir. Aber denke daran, dass du nicht der Körper bist!

Dieser Punkt des unendlichen Bewusstseins hat genau genommen keinen Ort, an dem er sich befände, denn er ist raumlos und zeitlos. Deshalb ist er überall, also auch in dir.

Insofern du dir seiner bewusst bist und eins mit ihm wirst, bist auch du ebenso überall. Doch das, was du bis anhin warst oder zu sein glaubtest, nämlich die Person, für die du dich immer gehalten hast, ist dann verschwunden, und es ist, als ob sie nie gewesen wäre.

Wenn du deine Augen schließt, siehst du, was deine Intelligenz gerade tut: du siehst einige Bilder und du beobachtest den Strom der Gedanken. Wer ist es, der das wahrnimmt?

–  Es ist deine innere Intelligenz, der Beobachter in dir.

Dieser Beobachter sagt dir, ob deine Gedanken oder Bilder gut oder schlecht sind. Er sieht alles. Aber er selbst ist nicht einer von diesen Gedanken, Gefühlen oder Bildern, er ist nicht schlecht oder gut.

Er ist etwas anderes als alles, was er beobachtet. Der Beobachter wird nicht von dem berührt, was er beobachtet. Er wird nicht verschmutzt, wenn die Luft, die er beobachtet, verschmutzt ist. Er beobachtet gute und schlechte Gedanken, doch ist er selbst deswegen nicht schlecht oder gut. Nichts kann ihn berühren.

Die Bilder und Gedanken, die er sieht, sind etwas anderes als er. Gedanken haben da keinen Zutritt. Der Beobachter in dir ist immer rein. Der Körper kann ihn nicht berühren, kein Zustand kann ihn berühren; auch Schlafen, Wachen und Träumen können ihn nicht berühren. Der Beobachter steht über allen Zuständen, er beobachtet alle Zustände.

Dieser Beobachter in dir ist das reinste Licht in dir, die Sehfähigkeit in dir, Gott in dir.

Er ist der reinste Ort, der Ort, an dem du beten, meditieren und mit der unendlichen Kraft und Macht, mit dem unendlichen Frieden, der unendlichen Freude, dem unendlichen Leben eins werden kannst. Nirgendwo sonst als im Unendlichen gibt es wahre Freiheit, Fülle, Erfüllung, Freude.

An diesem reinsten Ort sollst du deinen Altar errichten. Nimm das Bild, das du von Gott hast und lege es dort nieder! Die Göttliche Mutter will einen reinen Ort, an dem du beten und meditieren kannst. Und dieser reine Ort ist nicht in deinen Gedanken und Gefühlen, nicht in deinem Herzen, deinem Körper, deiner Umgebung. All diese Orte sind unrein und vergänglich – es dauert nicht lange, und sie sind verschwunden.

Alles geht einmal vorbei. Nichts kann lange bleiben. Welten kommen, Welten verschwinden. Die Erde ist entstanden, bleibt einige Milliarden Jahre und verschwindet dann wieder. Alles ist vergänglich, schmutzig.

Der reinste Ort ist das, was du in dir selbst entdeckt hast, der Beobachter in dir, das Licht in dir. Dieser Beobachter, dieser Ort ist immer da. Errichte dort deinen Altar! Nimm den Gott, den du verehrst und setze Ihn auf diesen Altar. Dort ist die größte Kathedrale, das Sanctum Sanctorum! Nachdem du deinen Altar an diesem Ort errichtet hast, zünde Lichter an und lasse wunderbar duftende Blumen im Geist auf das Bild Gottes herniederregnen!

Dieser Altar bleibt für alle Ewigkeit. Alles außerhalb davon, außerhalb und innerhalb deines Körpers, ändert sich, vergeht und stirbt. Nur dieser Altar in dir, dieser reinste Ort altert nicht und stirbt nicht. Der Beobachter in dir erkennt zwar, dass dein Körper altert, leidet und stirbt, aber er selbst verändert sich nicht, er stirbt nicht. Er ist immer dasselbe Licht, immer rein, wunderbar, ewig, allvollkommen.

Alles, was sich ändert, ist sterblich, unvollkommen, unrein und macht Probleme, verursacht Ängste, Sorgen und Leiden. Doch das Licht in dir ist immer da. Es ist die wahre Quelle aller Freude. Dieser Altar bleibt in alle Ewigkeit.

So wie du im Tiefschlafzustand eins bist mit dem Licht dieses einen Beobachters, ohne jedoch eine Ahnung davon zu haben, ohne dir dessen bewusst zu sein, so kannst und wirst du eines Tages in Herz und Seele eins sein mit diesem Licht, und dann bist du ein unsterbliches Licht in und jenseits der Schöpfung für alle Zeit und Ewigkeit.

Herz, warum bist du ein Gefangener der Erde, die gar bald vergeht? Fliege fort aus diesem Gehege, denn du bist ein Vogel der Geisteswelt.Du bist der herzliebste Busenfreund,du bist willkommen hinter demgeheimen Schleier.Warum nimmst du Wohnung in diesem vergänglichen Nest?Werde dir deines Standes

bewusst, mach dich auf die Reise vom Gefängnis der formalen Welt zu den grünen Weiden der Imagination.Du bist ein Vogel der Heiligen, ein Zecher in der Gemeinschaft der Liebenden.Willst du wirklich hier bleiben?Welch ein Jammer! Jeden Morgen kommt zu dir eine göttliche Stimme: „Wenn du den Staub des Weges abstreifst, kommst du ans Ziel.Warum, wenn Gottes Welt doch so groß ist,bist du ausgerechnet in einem Gefängnis eingeschlafen? Vermeide verwirrendeGedanken. Erklärungen sind nicht im Endlichen zu finden.Denke an nichts als an den Schöpfer der Gedanken.Enthalte dich der Beredsamkeit, damit du der allgültigen Sprache mächtig sein wirst.Verlasse das Leben und die Welt,damit du in das Leben der Welt eingehest.

Rumi

Was hält uns zurück?

Der Grund dafür, dass wir nicht in beständigem Gottbewusstsein leben, obwohl wir uns allen notwendigen Disziplinen unterwerfen und ein höchst geistiges Leben führen, ist, dass wir Abermillionen Gewohnheiten und Eindrücke aus vielen vergangenen Leben mitgebracht und in unserem Unterbewusstsein gelagert haben.

Immer wieder steigen Gedanken auf und wir sehen Bilder, ob wir es wollen oder nicht. Immer denken wir an etwas – denken, denken, denken!

Es ist einfach nur ein großes Durcheinander. Wenn wir auf kreative Weise denken, ist das etwas Wertvolles, doch gewöhnliche, oft wirre Gedanken, sind nutzlos, dumm und destruktiv. Schade um die Zeit, die man damit verbringt. Und diese Gedanken steigen auf, mit oder ohne unsere Zustimmung, auch wenn wir vor dem Allerheiligsten sitzen und meditieren wollen. Es ist ein endloser Strom von Gedanken, der unsere Intelligenz überschwemmt.

Warum ist das so? Wieso sind diese Gedanken so stark, dass sie uns keinen Platz mehr für unsere Gebete und Mantras lassen? – Die Antwort ist einfach: Es sind die Gewohnheiten, die wir aus vergangenen Leben mitgebracht haben, eventuell aus Millionen früherer Leben! Stelle dir vor, wie uralt jede Gewohnheit ist, die du hast: das Körpergefühl, die Angst! Es ist nicht das erste Mal, dass du Angst hast. Es sind die Angstgefühle aus Millionen und Abermillionen Jahren! Angst hast du schon gehabt als Fisch oder als Ameise oder als du noch im alten ägyptischen Reich gelebt hast.

All diese Gewohnheiten, Gedanken, Triebe, Zwänge und Gefühle lagern als bleibende Eindrücke noch tief in deinem Unterbewusstsein.

Andererseits ist da dein geistiges Leben. Das ist noch relativ jung. Vielleicht hast du erst spät in diesem Leben angefangen, dich für spirituelle Dinge zu interessieren, oder wenn du Glück hattest, wurde dir schon eine große Portion Spiritualität und Gottesliebe mit in die Wiege gelegt. Aber auch dann, wenn dir dieses Glück widerfahren sein sollte, sind das dennoch nur einige Jahrzehnte, die du mit spirituellen Ideen, mit Gebet und Meditation verbracht hast, und das ist noch kein sehr großes Gegengewicht im Vergleich mit deinen Millionen Jahre alten Eindrücken. Die sind nämlich uralt und endlos! Deshalb musst du einmal beherzt anfangen, da aufzuräumen. Du musst einen heldenhaften Entschluss fassen und ein diszipliniertes Leben führen. Doch ohne Freude an so einem harten, disziplinierten Leben wirst du keinen Erfolg damit haben!

Ein faules und bequemes Leben kostet dich viel; du verlierst eine Menge dabei. Du kannst zwar deine Bequemlichkeit genießen, aber bezahlst, ohne es zunächst zu bemerken, einen hohen Preis dafür. Deshalb sollst du dich immer mit etwas Heiligem beschäftigen, dein Äußerstes versuchen, dich ständig mit den Dornen und Stacheln höchster Disziplin umgeben, um nicht vom Pfad abzuweichen. Die großen Yogis und Mystiker haben das getan, und es gibt zahllose historische Beispiele dafür.

Disziplin ist unbedingt erforderlich, denn ohne sie werden alte Gewohnheiten bleiben und neue überhandnehmen.

Unermüdlich müssen wir unsere geistigen Übungen aufrechterhalten und alte, nutzlose Gedanken, sobald sie aufsteigen, im Feuer des Bewusstseins verbrennen und mit dem Bild Gottes ersetzen, diesem wunderbaren, schöpferischen Bild, oder dem Bild einer Blume, dem Bild eines Lichts – eines Lichts, das ein Symbol des Unendlichen und Ewigen ist.

Wenn wir Freude an Übungen wie dieser und anderen geistigen Disziplinen haben, dann bildet sich eine neue Gewohnheit; eine Freude an Entsagung stellt sich ein, weil wir wissen, dass wir damit etwas Wunderbares erschaffen, das zu erreichen sich alle Unbequemlichkeiten und Härten lohnen.

Doch eines muss noch angefügt werden: Es handelt sich hier nicht um sinnlose Askese und Unbequemlichkeiten! Die gibt es nämlich auch. Sinnlose Härte, Disziplin und Askese nützen niemandem. Sie müssen allein zum Erreichen von etwas Höherem, etwas Wunderbarem eingesetzt werden. Alles, was wir tun, sollen wir für das Göttliche tun und somit auch für jene, die ihre Arbeit und Energie dem Göttlichen widmen.

Mind — Gemüt

Das menschliche Gemüt – „mind“ – ist ein Bündel von Gedanken und Gefühlen – nichts weiter. Wenn deine Gedanken großartig sind, bist du selbst großartig. Wenn deine Gedanken heilig sind, bist du selbst heilig. Wenn deine Gedanken göttlich sind, bist auch du göttlich.

Während wir meditieren, sind unsere Gedanken bei Gott, bei der göttlichen Gegenwart in uns und um uns herum.

Shiva-Suta – Sohn des unendlichen Lichts. Wer ist dieser Sohn des unendlichen Lichts? – Ganapati, diese spezielle Kraft des Göttlichen, die alle Hindernisse, die sich uns auf dem Weg zur Erfahrung Gottes entgegenstellen, überwindet und zerstört. Das ist Shiva-Suta.

Zu Beginn der Meditation ist es ratsam, Ganapati anzurufen mit der Bitte, alle Hindernisse auf dem Weg zu Gott zu beseitigen.

Wir meditieren mit Hilfe der mystischen Silben. Sie alle enden mit „M“ – Makara. Om rahmt sie ein. Alle mystischen Silben tragen das Wesen und die Gegenwart des Göttlichen in sich – das Bewusstsein Gottes. Sie führen uns zurück zur unendlichen Energie, zum Bewusstsein und Wesen Gottes.

Die menschliche Intelligenz, das menschliche Bewusstsein, verharrt normalerweise gerne bei sinnlichen Gegenständen.

Wenn wir einen Baum sehen, ist das ein Objekt, das wir mit einem unserer Sinne wahrnehmen – den Augen. Alles, was wir mit unseren Augen oder irgendeinem unserer fünf Sinne wahrnehmen können, ist ein Sinnesgegenstand, und unsere Aufmerksamkeit ist gewöhnlich mit diesen Sinnesgegenständen beschäftigt.

Während der Meditation, der Mantrawiederholung, verweilt unsere bewusste Aufmerksamkeit bei der Gegenwart des Göttlichen, die zeitlos und raumlos ist. Das Zeitlose und Raumlose sieht man nicht mit Hilfe der Sinnesorgane. Es bedarf zu seiner Entdeckung der Meditation, der Konzentration, es will mit Gefühl und Intuition erspürt sein. Man kann an das Licht Gottes als unmittelbar gegenwärtig denken. Gott ist allgegenwärtig, was heißt, dass sein Licht überall ist. Unsere körperlichen Augen sehen dieses Licht nicht, doch unsere Seele sieht es sehr wohl. Sind wir einmal zu einer inneren Erfahrung dieses Lichts gelangt, dann lernen sogar unsere körperlichen Augen, dieses Licht im täglichen Leben zu sehen, auch da, wo andere gar nichts sehen.

Während der Meditation also lassen wir unsere Aufmerksamkeit bei der wunderbaren Gegenwart des Göttlichen verweilen, bei der allsehenden, allschützenden, allliebenden, allwissenden, auf alles antwortenden Gegenwart Gottes.

Tvam eka kartasi ...

„O Gott, Du bist allgegenwärtig; Du tust alles; wir können ohne Dich nichts tun.

Wir denken zwar, wir würden alles, was wir tun, selbst und aus eigener Kraft vollbringen, aber so ist das nicht! Es ist Deine Kraft, Dein Bewusstsein, Deine Intelligenz und es ist Deine Energie, die überall in der Schöpfung am Werk ist. Die ganze Schöpfung leuchtet hell mit Deiner Gegenwart, Deiner Intelligenz, Deiner Weisheit und Deinem Willen.“

Es ist unser Egoismus, der denkt, wir selbst würden alles tun, und alles wäre unser Verdienst. Die Wahrheit ist, dass alles vom Göttlichen getan und bewirkt wird. Gott tut alles, und indem wir alles Ihm übergeben und wissen, dass Er allein der Handelnde ist, übergeben wir Ihm auch die Verantwortung für das, was wir tun. Solange wir glauben, die Täter zu sein, müssen wir auch die Verantwortung für unsere Taten übernehmen und die Folgen tragen.

Gottes Wille soll durch unsere Werke sichtbar werden. Unsere Arbeit ist seine Arbeit, deshalb übergeben wir alles, was wir tun, dem Göttlichen und bitten Es, seine Weisheit durch uns zum Ausdruck zu bringen, seinen Willen immer mehr durch uns offenbar werden zu lassen.

Es wird von uns erwartet, beständig im Gottbewusstsein zu leben und den sinnlichen Objekten nicht zu gestatten, unser inneres Wesen zu beherrschen und zu versklaven, auch wenn wir die ganze Zeit über in einer Welt der Sinneswahrnehmungen leben und tätig sind. Das innere Bewusstsein muss in der zeitlosen Wirklichkeit, die OM ist, verwurzelt sein. Wir sollen in der Freude der Gotterfahrung leben.

Das ist unsere Bestimmung, unser Vorrecht, unser Recht als menschliche Individuen. Das ist es, was das Leben uns geben kann, wenn wir es richtig angehen.

Gott ist zum Menschen geworden,und der Mensch wird wieder Gott.Von Gott als Anfang zu Gott als Ziel - das ist die ganze Geschichte und die Bestimmung

des Menschen auf Erden.Jede Form hat ihren Archetyp in der formlosen Welt.Schwindet die Form, was tut’s? Ewig währt das Urbild.Jede liebliche Gestalt,die du gesehen, jede gute Rede, die du gehört sei nicht niedergeschlagen, wenn sie vergehen, denn dem ist nicht so!Weil der Quellursprung unsterblich ist,fließen die Bäche immerdar,nichts kann gänzlich vergehen.Warum also klagst du?Betrachte die Seele als Quelleund alle erschaffenen Dinge als Bäche.Solange die Quelle fließt, speist sie die Bäche.Verbanne allen Kummer aus deinem Denken und trinke aus diesen Bächen in langen Zügen.Denke nicht, dies sei Verschwendung, denn dieses Wassers ist kein Ende.Zugleich mit deiner Einkerkerung in die Sinnenweltwurde eine Leiter zu deiner

Flucht bereitet, auf dass du wieder entkommen mögest:Zuerst warst du Kristall und wandeltest dich zur Pflanze.Dann wurdest du Tier. Ist dieses Geheimnis dir unbekannt?Später wurdest du Mensch, begabt mit Wissen, Vernunft und Vertrauen.Betrachte deinen Leib, eine Ansammlung von Staub;wie vollkommen ist er gewachsen!Nachdem du deine Reise alsMensch beendet hast,wirst du zum Engel werden, sicherlich.Damit ist dein Dasein auf dieser Erde zu Ende -Dein Ort ist der Himmel.Durchschreite endlich auchdas Engeldasein:Betritt den Ozean, in dem du als Tropfen zum Meere werden kannst,eines von hundert Meeren des Oman.

Rumi

Wer bin ich?

Ich bin, was ich immer war. Ich bin das Ergebnis dessen, was ich all die vergangenen Jahre war. Jeder kennt mich, die ganze Welt. Die Bäume kennen mich, die Blätter kennen mich, die Vögel kennen mich, die Fische kennen mich, Blitz und Donner wissen, wer ich bin. Sie alle haben Informationen und Hinweise über mich erhalten und sind im Besitz von Fotos und Fernsehbildern von mir! Wie kommt das? - Ich habe eine große Beziehung zu ihnen aufgebaut! Wenn du eins mit Gott bist, bist du auch eins mit allem in der Welt. All die tausend Augen Gottes beobachten dich, wo immer du bist.

Denke daran, ich beobachte dich; alle vierundzwanzig Stunden beobachte ich dich. Mein inneres psychisches Wesen ist immer bei dir. Und mein Gott ist auch in deinem Mantra. Wenn du das Mantra berührst, berührst du mich.

Ich bin also bei dir; Gott ist bei dir; alle Engel sind bei dir; die universalen Kräfte sind bei dir - aber wir alle werden dich verlassen, sobald dein Ego auftaucht und sich zu behaupten sucht. Dann haben wir in deiner Nähe nichts mehr zu suchen.

Meine Tradition ist die Tradition der Wahrheit in deinem inneren Herzen. Es ist die Tradition des Göttlichen überall. Ich habe keine Tradition in dem Sinn, wie sie die Menschen im Allgemeinen verstehen. Hätte ich eine Tradition, wäre ich an einen Ort gebunden, gehörte einer Religion oder einer Konfession an und wäre nicht universal, gehörte nicht allen Religionen, allen Kulturen an und stünde nicht gleichzeitig jenseits aller Religionen und Kulturen.

Alles bezieht seinen Wert aus Gott. Du bist eine höchst gesegnete und geliebte Ausdrucksform des unendlichen göttlichen Bewusstseins. Jeder Ort, an dem ich mich gerade aufhalte, ist meine Kirche, und du bist Gegenstand meiner Verehrung. Du bist meine Gottheit, und mein ganzes Leben ist eingehüllt in ein machtvolles Gefühl der Verehrung und Liebe. Mein ganzes Bewusstsein, mein Gewahrsein, mein Geist, meine Intelligenz sind dauernde und beständige Zeugen der Wirklichkeit der höchsten Gottheit. Wo immer ich auch gewesen sein mag, ich war immer in seinem Eigentum und in Ihm. Jeder Umstand meines Lebens war sein Umstand. Ich sehe seine Wunder, so wie ich dich sehe oder die Tische, Stühle und Wände. Mein ganzes Leben ist eine Erläuterung der Wirklichkeit von Gottes endlosem Bewusstsein, seines endlosen Friedens und seiner grenzenlosen Freude.

Lasst uns das Leben vor dem Hintergrund der Erfahrung betrachten, welche die Gnade der Gottheit mir gegeben hat. Wenn – wie es in der Tat der Fall ist – mein Leben für mich endlosen Frieden entfaltet hat, bedingungslose Liebe, unbegrenzte Freude, grenzenlose Furchtlosigkeit und Freiheit, dann ist es auch möglich, dass dein Leben all diese Wunder entfalten kann.

Unbegrenzte Freude, Furchtlosigkeit und Freiheit mögen für andere bloße Worte sein, für mich sind sie das Blut meines Bluts. Sie haben in meinem Geist und meinem Leben ihr Zuhause. Ich bestehe aus Feuer, Kraft, Erkenntnis und Weisheit. Alles in mir ist eine Demonstration dessen, was im göttlichen Bewusstsein enthalten ist. Und ich würde nicht von Todlosigkeit und Unsterblichkeit zu dir sprechen, hätte ich nicht immer wieder mit dem Tod gespielt und ihn überwunden. Ich würde nicht von unbegrenztem Frieden sprechen, hätte ich ihn nicht immer wieder in meinem Leben erfahren und im täglichen Leben demonstriert wie auch die in uns liegenden Fähigkeiten und Möglichkeiten – die Kräfte der Seele – entfaltet, die es uns ermöglichen, jenseits von Schmerz und Vergnügen zu stehen und hier auf Erden schon unendliche Freude und Glückseligkeit zu genießen.

Wir leben in einem Meer endloser Kräfte

Es ist uns möglich, Zeit und Raum zurückzulassen und das zeitlose göttliche Bewusstsein zum normalen Wesenszug unserer Existenz werden zu lassen. Das Ziel des Lebens besteht darin, die Begrenzungen zu überschreiten, in denen das Leben gefangen ist, über die Unvollkommenheiten und Schwächen hinauszuwachsen, denen das Leben auf der Erde ausgesetzt ist. Das Ziel des Lebens, auf das wir hinarbeiten müssen, besteht in der Erfahrung Gottes, und Gott ist unbegrenzte Vollkommenheit, Freude, Frieden und Kraft.

Der Sinn des Lebens liegt in einer Entwicklung, die zur Unendlichkeit und Absolutheit jeder Art von Vollkommenheit und Kraft hinführt. Gott ist bereits in unserem Leben gegenwärtig, und wir müssen Gott in unserer Erfahrung und Lebensweise offenbar und wirksam werden lassen.

Unser Ziel

Wir leben in einem Meer endloser Kräfte, und das Ziel des Lebens besteht darin, dieses Meer der Kräfte bewusst in Besitz zu nehmen, seine Kräfte zu nutzen und sich daran zu erfreuen. Das also ist Sinn und Ziel des Lebens.

Übermenschlich zu sein ist uns natürlich, es bedeutet Freude und endlosen Frieden. Unsterblichkeit, Furchtlosigkeit und Vollkommenheit liegen schon in unserer Konstitution begründet. Wären diese uns nicht ganz natürlich, gäbe es in unserem Herzen kein Streben nach der Erfahrung Gottes. Wären unbedingte Liebe, unendlicher Friede und unendliche Freude nicht natürlich für uns, würden wir nicht danach hungern, Gott wäre keine Wirklichkeit und niemand unter uns hätte die geringste Motivation, einen Text zu lesen, der sich ausschließlich mit Gott befasst.

Unsere innere, geistige Unruhe, unsere Suche nach Frieden, Glück, Furchtlosigkeit und Überwindung des Todes sind ein Beweis, dass göttliche Eigenschaften schon in uns angelegt sind und ihre Verwirklichung fordern. Von diesem Standpunkt aus gesehen ist das Leben eine große Herausforderung, weil es uns auffordert, das Gottbewusstsein zu entfalten.

Unser Friede, unser Schutz, unsere Sicherheit und unendliche Kraft sind nirgendwo außer in diesem Gottbewusstsein zu finden.

Du kannst Tag für Tag ein sinnlich genussreiches Leben führen, doch nichts wird dich je zufriedenstellen. Zufriedenheit kann nur in der Erfahrung des unbegrenzten Gottes erlangt werden. Du kannst in einer behaglichen, komfortablen und luxuriösen Umgebung leben und versuchen, den Körper gesund und kräftig zu erhalten, doch der Gedanke an den Tod, der stets vor deiner Türe steht, wird dich verfolgen, solange du nicht im Gottbewusstsein lebst.

Im Gottbewusstsein aber hast du ewiges Leben und Unsterblichkeit, und den Tod gibt es dort nicht.

Du magst dich hundertfach versichern lassen, Besitztümer ansammeln, einige Häuser für dich bauen und ein Riesenvermögen auf der Bank haben, doch wenn der Tod dich plötzlich holt, wird dir all das auf der Stelle weggenommen und du stehst nackt und arm da.

Wenn du aber im Gottbewusstsein lebst, brauchst du nichts, denn dort hast du endlose Schätze und einen unendlichen Frieden, grenzenlose Sicherheit und absolute Vollkommenheit.

Sei eine Verkörperung der Liebe!

Nur im Gottbewusstsein kann es Sicherheit, Vollkommenheit, Frieden und Freude geben. Nur im Gottbewusstsein gibt es endlose kreative Kräfte und Möglichkeiten ohne Grenzen. Wenn du im Gottbewusstsein lebst, wenn du die Gegenwart des Göttlichen empfinden kannst, wenn dir die Gegenwart des Göttlichen auf allen Ebenen stets bewusst ist, dann ist auch dein großes Bankguthaben wertvoll und nützlich, deine Häuser verwandeln sich in Kirchen und Tempel, dein körperliches Wirken wird zu einem Segen für dich und die Welt und dein Geist zu einem Zentrum unendlicher Glückseligkeit. Alle Schätze der Erde und des Königreichs des Himmels werden dir hinzugegeben werden.

Es ist eine Schande, wenn du dein Leben mit kleinlichen Eifersüchteleien, Vorlieben und Gedanken der Abneigung verzettelst. Es ist eine Schande, wenn du die kostbaren Energien und wertvollen Momente des Lebens mit unbedeutenden, kleinen Spielchen, mit sinnlosem Vergnügen und Leiden vergeudest.

Es ist eine Schande, für die Interessen und eingeforderten Rechte einer bedeutungslosen, kleinen, lärmenden, selbstsüchtigen Persönlichkeit zu kämpfen.

Lasst uns deshalb als menschliche Individuen, als würdige, vernünftige, gebildete Persönlichkeiten, als Kinder Gottes, als die Erben eines unendlichen Königreichs, begabt mit Schätzen, Vollkommenheiten und Herrlichkeiten, als edle, erleuchtete Menschen nach der vollständigen Entwicklung unseres inneren göttlichen Bewusstseins streben.

Und lasst uns, bevor die Tage, Monate und Jahre unseres Lebens uns durch die Finger schlüpfen, wenigstens etwas vom göttlichen Bewusstsein verwirklichen. Lasst unsere Gedanken, unsere Gefühle und unser Gewahrsein von diesem göttlichen Bewusstsein absorbiert sein und lasst uns, statt durch unsere Leidenschaften und unsere Schwächen, das Leben und unsere Mitmenschen vom Standpunkt des göttlichen Bewusstseins aus betrachten.

Darin allein liegt unsere Würde, unser Wert und unser gesunder Menschenverstand. Nicht ein Tier zu sein, nicht ein Mensch zu sein, sondern eine Verkörperung von Liebe, Weisheit, Anmut und Güte – eine Gottheit zu sein: Das ist das Ziel des Lebens.

Es ist möglich, daran müssen wir arbeiten! Nur dann sind wir in den Augen der allsehenden, höchsten Intelligenz reif für die Erfahrung Gottes; nur dann können wir uns auf dieser Erde als wahre menschliche Wesen bewegen, weil wir bewusst etwas in uns tragen, das völlig göttlich ist.

Obwohl Gott überall ist, scheint der Mensch Ihn nirgends zu finden. Das ist die größte Selbsttäuschung des Menschen. Obwohl das Göttliche ständig in ihm, bei ihm und überall um ihn herum höchst lebendig gegenwärtig ist, weiß er nichts davon.

Der Mensch ist gewöhnlich mit so vielen Dingen beschäftigt, dass er sich nicht bewusst ist, dass er atmet und sein Leben vom Atem abhängt. Es gibt keinen Menschen, der nicht atmet. Die Atemtätigkeit setzt sich fort, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, ob wir schlafen oder wachen – es ist ein ununterbrochener Vorgang, der uns am Leben erhält. Wir sehen die Luft nicht, doch können wir ohne sie nicht leben.

Das gilt auch für unsere Beziehung zu Gott. Gott geht mit uns, wenn wir gehen, sitzt bei uns, wenn wir sitzen, Er beobachtet uns ununterbrochen und alle Zeit. Doch wir wissen nichts davon. Wir sind so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, dass wir nicht einmal wissen, ob Gott überhaupt existiert. Dieses Nichtwissen muss aufgelöst werden. Es geschieht dadurch, dass wir unsere Gedanken und Gefühle immer wieder Gott zuwenden und so viel wie möglich über das Wesen Gottes nachdenken – über seine Allgegenwart, Allmacht, Allwissenheit.

Seien wir uns stets bewusst, dass wir ohne Ihn nicht leben können, dass wir letztlich aus seiner Essenz bestehen und deshalb in uns unendlichen Frieden, unendliche Glückseligkeit, unendliche Kraft und unendliche Erkenntnis tragen.

Der wahre Name gleicht keinem anderen Namen!Ein Wort nur macht den Unterschied aus zwischen dem Bedingten und dem Unbedingten:Das Unbedingte ist der Same, das Bedingte ist Blume und Frucht.

Kabir

Vorbereitung

Der Gottheit in dir, die ich verehre und liebe, die ich in dir als ein Zentrum der Kraft und als eine Unendlichkeit an Freude erkenne, lege ich meine ganze demütige Verehrung zu Füßen.

Meine Lebensauffassung unterscheidet sich deutlich von jener, wie die Welt sie präsentiert. Meine Konzeption vom Menschen ist erhaben und auf meine innerste Erfahrung gegründet. Was sich beständig durch mich Ausdruck verschafft, ist eine wahrheitsgetreue Weisheit, die in ihrem Herzen eine Erfahrung des Unendlichen trägt.

Zu welchen Ergebnissen die Wissenschaftler der Welt in Bezug auf Leben, Denken und Fühlen sowie die unbewussten Tendenzen des Menschen auch kommen mögen – eines ist sicher und unbestreitbar, nämlich die Existenz eines geistigen Wesens unerschöpflicher, göttlicher Kräfte in jedem Menschen. Der Mensch trägt eine zeitlose Wirklichkeit in sich, die fortwährend in einem Zustand verharrt, der von Raum, Zeit und der Kausalität der darin herrschenden Umstände nicht berührt wird.

Wir sollten uns in Begriffen dieser zentralen Wirklichkeit betrachten, nicht in Begriffen des Körpers, den wir bewohnen, nicht in Begriffen des Gemüts, das stets Veränderungen unterliegt, nicht in Begriffen der Psychoanalyse oder der neuesten Tendenzen in der modernen Psychologie, sondern allein in Begriffen der göttlichen Substanz, die sich durch uns auszudrücken versucht.

Es gibt dieses göttliche Wesen in uns, das beharrlich immer wieder Anzeichen seiner Gegenwart und Kraft erkennen lässt. Wir streben Werte an, die über die rein empirischen, relativen Werte hinausgehen. Es gibt Kräfte in uns, für die es keine ausreichende wissenschaftliche Erklärung gibt. Die Ursache dafür liegt in der Tatsache, dass die höchste Gottheit in uns wohnt. Das Prinzip des göttlichen Bewusstseins in uns ist wesentlicher Bestandteil der höchsten Gottheit oder besser gesagt, ist eins mit Ihr.

Auf Grund dieser Tatsache wirkt in uns eine unnachgiebige Kraft, welche die uns von der Welt und vom Leben auferlegten Begrenzungen zu sprengen sucht.

Wenn wir uns hinsichtlich unseres wahren Gehalts betrachten, der das unendliche göttliche Bewusstsein oder Gott in uns ist, dann erhebt sich in uns das Verlangen, diese unendliche Gottheit der Freude, des Friedens, der Vollkommenheit und Gnade in allen Lebenslagen wahrzunehmen.

Dieses Verlangen entsteht auch dadurch, dass wir unter den Begrenzungen des täglichen Lebens leiden. Das tägliche Leben ist erfahrungsgemäß voll von Schwächen und Unzulänglichkeiten, überall stoßen wir an enge Grenzen. Wir erfahren das Leben als einen Bereich der Gegensätze: Liebe wandelt sich in Hass, Freude in Leid, Gesundheit wird von Krankheit abgelöst, unsere Wünsche führen letztlich zu Frustration, und das Leben selbst endet im Tod.

Es gibt somit zwei Aspekte, die dieses Verlangens nach Vollkommenheit in uns verursachen:

Erstens: Etwas in uns ahnt das göttliche Wesen, fühlt die göttliche Gegenwart und die Kraft der Gottheit in uns.

Zweitens: Wir sehen uns mit den Begrenzungen des Lebens konfrontiert und finden keinen Weg, die daraus entstehenden Probleme endgültig zu lösen.

Dieses Verlangen oder Streben nach göttlicher Vollkommenheit ist die erste Voraussetzung zur Gottverwirklichung. Das allein ist jedoch nicht ausreichend: Der Glaube muss noch hinzukommen. Und vergessen wir nicht, dass der Glaube nicht so blind ist, wie allgemein behauptet wird. Der Glaube ist ein geheimer und schweigender Zeuge für die Wirklichkeit der Gottheit überall. Glaube ist etwas, das tief in unserem inneren Wesen verankert ist – ein schweigender Zeuge und eine Kraft. Man könnte den Glauben fast als einen göttlichen Instinkt bezeichnen. Der Glaube fühlt jene göttliche Wirklichkeit und Gegenwart, die vom Gemüt nicht so leicht aufgespürt werden kann. Letztlich ist wahrer Glaube das Wissen der Seele, das sich in einem mehr, im anderen weniger verschleiert offenbart.

Es ist wie gesagt nicht genug, dass wir einen inneren Drang zur göttlichen Vollkommenheit verspüren; auch der Glaube muss heranwachsen, der Glaube, der eine Überzeugung in uns ist, dass es etwas wie eine Gottheit gibt, die wir sehen können, zu der wir sprechen können, mit der wir leben können. Dieser Glaube kann große Intensität erlangen und schnell erstarken, wenn wir ihn mit Wissen anreichern. Das Feuer des Wissens nährt wiederum das Feuer des Glaubens.

Um was für ein Wissen handelt es sich da? – Es ist ein Wissen, das wir uns aus der Bibel oder aus Büchern von Menschen der Gotterfahrung holen können; es ist ein Wissen, das sich mit Gott befasst, mit Gottes Wesen, und das Pfade aufzeigt, wie wir zur Erfahrung Gottes kommen können. Es ist notwendig, dass wir uns gründlich, ernsthaft und kritisch mit den Erfahrungen der Mystiker, Heiligen und Menschen der Gotterfahrung auseinandersetzen, mit Aussagen, die uns ein wahres Bild des Wesens Gottes vermitteln können. Am besten können wir den Glauben durch Kontakt mit Menschen stärken, die selbst einen tiefen Glauben an Gott besitzen und schon auf einige vorläufige Erfahrungen Gottes zurückblicken können.

Wir haben nun die Ausrüstung kennengelernt, die wir brauchen, um uns auf den Pfad der Gotterfahrung begeben zu können: Sehnsucht nach Gotterfahrung, Glaube oder Überzeugung und Studium gottbezogenen Wissens.

Als nächster Schritt folgt schließlich die spirituelle Praxis und Methode, die als Vorbereitung zur Erfahrung Gottes in unaufhörlichen Bemühungen und Anstrengungen unsererseits besteht, Yoga oder Sadhana genannt.

Was ist das? - Sadhana ist eine Methode, die uns zu einer unmittelbaren, direkten Erfahrung Gottes führen soll. Diese Methode kann eine Anzahl spiritueller Übungen umfassen wie Gebet oder Meditation. Diese beiden sind nur Teil einer vielseitigen Anstrengung und Aktivität, die wir auf dem Weg zu Gott praktizieren müssen. Gebet und Meditation können jedoch nicht von Erfolg gekrönt sein, wenn sie nicht von alltäglicher Selbstdisziplin begleitet werden, die unser Gemüt und alle seine Aktivitäten umfassen muss.

Es ist zum Beispiel eine Eigenart des Denkens, von einem Gedanken zum anderen zu springen. Alle möglichen guten, schlechten und nutzlosen Gedanken bevölkern unser Gemüt. Solange wir in diesem Spiel der Gedanken und seinem Chaos gefangen sind, besteht keine Möglichkeit eines Fortschritts hin zur Erfahrung Gottes.

Unsere Sinne sind ununterbrochen aktiv: Unsere Augen wollen schöne Dinge sehen, die Zunge will gute Speisen schmecken, die verschiedenen körperlichen Bedürfnisse verlangen nach ihrer spezifischen Befriedigung. Wir müssen die Sinne beherrschen lernen und uns nicht von ihnen beherrschen lassen. Wenn wir die Sinne beherrschen und unser Denken disziplinieren, ist auch das Gemüt unter Kontrolle.

Ein weiterer Schritt ist jedoch notwendig. Wir müssen nicht nur ernsthaft versuchen, das Ego, unsere Wünsche, die Unwissenheit, den Hunger nach Sinneserfahrungen loszuwerden, sondern uns auch gleichzeitig bemühen, alles, was positiv, groß, edel und göttlich in uns ist zu entwickeln. Wir müssen das Gute in uns so stärken, dass es das Böse für uns praktisch nicht mehr gibt. Wir müssen versuchen, so selbstlos wie möglich zu sein.

Unglücklicherweise erstreckt sich unsere Selbstlosigkeit oft nur auf unsere nächsten Familienmitglieder und besten Freunde, so dass sie eigentlich nur eine erweiterte Form des Egoismus und der Selbstbezogenheit darstellt. Wir haben also darauf zu achten, dass unsere Selbstlosigkeit echt ist.

Menschliche Selbstsucht ist die Ursache alles Hässlichen.

Geduld ist eine andere Eigenschaft, die wir uns aneignen müssen. Ungeduld, Ärger, Hass und Unbeherrschtheit müssen voll und ganz verschwinden. Ferner müssen wir den Geist der Entsagung bis zu einem solchen Grad entwickeln, dass Gott durch unseren Willen zu leben und durch unsere Intelligenz zu denken beginnt.

Wenn wir alle diese Eigenschaften genügend gestärkt haben, wird etwas vom göttlichen Wesen von uns Besitz ergreifen und die menschlichen Begrenzungen werden von uns abfallen; wir werden eine völlig andere Persönlichkeit sein, mehr von Weisheit gelenkt als von Instinkten, Wünschen und Leidenschaften; wir werden eine innere Ruhe besitzen, die sonst selten anzutreffen ist. Es wird jene Reinheit in uns geboren werden, welche die geeignete Grundlage für die Entfaltung des Gottbewusstseins ist.

Das ist in Kürze die innere Ausrüstung, die wir brauchen, um zu einer vollen Erfahrung Gottes zu gelangen. Dabei handelt es sich jedoch nur um die vorbereitenden Schritte. Von hier aus können wir das großartige göttliche Leben aufbauen, ein Leben im Licht der Erkenntnis und der Liebe zu Gott. Hier beginnen wir, die wirkliche Natur Gottes in ihrer Tiefe zu verstehen. Hier an diesem Punkt beginnt Gott langsam, sich uns zu offenbaren, sowohl in innerer Schau als auch in der Außenwelt. Hier an diesem Punkt findet unser Leben einen völlig anderen Sinn, steuert einem völlig anderen Ziel entgegen.

Der Mensch in der Welt verfolgt meistens wertlose Ziele, wie ein wenig Vergnügen, das schnell in Elend umschlägt. Er verschwendet seine Energien, seine Zeit und sein Leben damit. Der Mensch wird auf dieser Erde als Tier geboren und lebt ein Leben animalischer Instinkte. Die Belohnung dafür ist ein wenig Freude, viel Leid, Elend, Sorgen, und am Ende wartet das Grab.

Für uns jedoch hat nach gründlicher Vorbereitung das Leben eine großartige, machtvolle, göttliche Bedeutung, einen göttlichen Wert angenommen. Wir haben das Leben zu einem Instrument des Ausdrucks göttlicher Vollkommenheit gemacht. Es ist zu einem geeigneten Umstand für die aktive Manifestation unbegrenzter Liebe, unbegrenzten Lichts, unbegrenzter Kraft, unbegrenzter Gnade und Schönheit geworden. Das Leben wird für uns von nun an zu einer Suche, zu einem Streben nach der Weisheit und unendlichen Schönheit Gottes, nach der absoluten Macht Gottes, nach der Vollkommenheit Gottes. Das Leben ist für uns zu einem Mittel geworden, die Kräfte des göttlichen Bewusstseins auszudrücken, zu einem Umstand und einer Gelegenheit, die Stärke unseres Glaubens, unserer Weisheit und unsere seelischen Kräfte zu entfalten.

Das Leben ist ein Opfer

Alle Schwierigkeiten im Leben schaffen genau das Umfeld und die Umstände, die notwendig für das Wachstum unseres inneren Wesens sind.

Wir reagieren nicht mehr mit menschlicher Schwäche auf die äußeren Situationen und Umstände, sondern mit Weisheit, neuer Erkenntnis und dem Streben nach dem höchsten erreichbaren Wert. Wenn dieser einmal erreicht ist, hört das Leben auf, ein mühseliges Chaos zu sein und zeigt sich als Spielfeld für die Entfaltung der Kräfte des inneren göttlichen Bewusstseins, und wir können uns jetzt auf einer höheren Ebene der Gottheit auf vielerlei Arten und Weisen nähern.

Durch die Macht der Liebe und die Kräfte der Erkenntnis lasst uns unseren Weg zur Erfahrung der unendlichen Gottheit bahnen und das auch während wir unseren täglichen Arbeiten und Aktivitäten nachgehen.

Wie ist das möglich? – Das tägliche Leben ist meist von teils hektischen Aktivitäten geprägt. Versuche nun, dich nicht vom Ego und seinen Wünschen beherrschen zu lassen. Entthrone das fordernde Ego und setze an seine Stelle die Liebe zu Gott.

Tätigkeit ist unerlässlich im täglichen Leben, doch musst du dir stets bewusst sein, dass alles, was du tust, in Wirklichkeit von Gottes Energien getan wird.

Lasse dich nicht länger von kleinen, unbedeutenden Emotionen versklaven. Erkenne, dass die Kraft, die zur Ausführung all deiner Werke und Taten notwendig ist, von Gott stammt, und handle deshalb aus dem Empfinden der Gottgegenwart heraus, lebe und arbeite mit Liebe zu Gott im Herzen, mit Liebe und dem Wissen um Gottes Allmacht und Allgegenwart. Lass alle deine Taten zu einem Selbstausdruck des Göttlichen werden, damit es harmonische, friedvolle, weise und erfolgreiche Taten sein mögen.

Mache aus deinem ganzen Leben ein großartiges Opfer, das du dem göttlichen Sein darbringst. Selbst eine kleine alltägliche Handlung, wie der Akt des Essens, der dazu da ist, den Körper zu erhalten und ihn zu stärken, kann mit Hingabe an Gott ausgeführt werden. Wenn du etwas tust, wenn du etwas gibst oder empfängst, dann biete es sofort dem Göttlichen an. Erinnere dich, dass Gott eine unendliche Intelligenz ist, ein allsehendes, alles beurteilendes, alles verstehendes Bewusstsein. Er beurteilt dich nicht danach, was du getan hast, sondern nach deinen Motiven, nach der Einstellung, die deinen Taten zugrunde liegt.

Durch das Kultivieren des Geistes beständiger Hingabe und Selbstübergabe an Gott bei allem, was du tust und denkst, kannst du die beiden Teufel, das Ego und deine Leidenschaft für weltlich-körperliche Dinge, entthronen und somit gleichzeitig der Gottheit unendlicher Macht, Gnade, Schönheit und unendlichen Friedens erlauben, dein Leben auf göttliche Weise zu gestalten.

Wenn wir uns dem Göttlichen zuwenden und Gott zum Ziel unseres Lebens machen, verleiht Gott unserem Leben einen übermenschlichen Charakter. Es ist leicht, als gewöhnlicher Mensch zu leben, doch werden wir dadurch nicht über die sinnlich-animalische Ebene hinausgelangen; denn dann bleiben wir weiterhin ein kleines Stück Fleisch, gequält von Schmerz und Vergnügen.

Doch das ist nicht in Übereinstimmung mit unserer inneren Göttlichkeit.

Deine Größe und deine Bestimmung

Warum sollte das Leben sich selbst verdunkeln, indem es sich in dichte Unwissenheit hüllt und in dieser Dunkelheit nach kleinen Vergnügungen suchen, die ihm niemals volle Befriedigung schenken werden? Warum sollte es nach einem Frieden Ausschau halten, den es niemals erlangen wird, und eine Freude suchen, die stets nur in Enttäuschung endet? Das ist nicht unser Weg!

Unser Weg ist ein Weg der Erkenntnis, eine Suche nach höheren Werten, ein Weg der Liebe, ein Weg des Wachstums, ein Weg der Entwicklung, ein Weg der Manifestation der Wunder, die im Königreich des Himmels in uns auf uns warten. Es reicht nicht aus, ein Genie zu sein. Es reicht nicht aus, wenn wir ein schönes Haus, ausgestattet mit allem Luxus und Komfort, besitzen. Damit haben wir noch nicht die Grenzen unserer Kraft und unseres Bewusstseins erschöpft. Auch wenn wir Millionen besäßen, Königreiche beherrschten und in einem Überfluss an Luxus lebten, wären wir doch nur kleine, armselige Kreaturen, schwach, hilflos und immer noch Bettler. Vergessen wir nicht die Bibel, die uns versichert, dass alles, was Gott besitzt, auch uns gehört.

Dein wahres Leben, deine wahre Stärke, Größe und Kraft liegen in deiner Einheit mit dem unendlichen, allschöpferischen Bewusstsein. Deine innewohnende Größe, deine unendliche Freude und Vollkommenheit bestehen in deiner Einheit mit dem unendlichen Sein, das Gott ist.

Das Licht in dir ist unerschöpflich und unbegrenzt, das Leben in dir ist unsterblich. Es gibt Kräfte in dir, die einen Himmel erschaffen können. Was für eine Torheit wäre es, sie nicht zu nutzen und es zu versäumen, aus dem Leben einen Gesang der Vollkommenheit zu machen!

Jedes Wachstum ist schwierig

Natürlich ist jedes Wachstum schwierig, doch besteht die Herrlichkeit des menschlichen Individuums darin, das Schwierige und Unmögliche zu vollbringen. Wenn du bereit bist, so hart zur Erhaltung einer kleinen Existenz zu arbeiten oder einen Doktorgrad zu erwerben, warum dann nicht wenigstens halb so viel Kraft einsetzen, um einen Frieden zu erlangen, der das Verstehen übersteigt, um der Gottheit ins Antlitz zu schauen, der Gottheit, die immer bei dir ist, die bereit ist, dir die nötige innere Erfahrung zu geben, damit du jenes Bewusstsein entwickeln kannst, das die Intuition und die höheren Kräfte der Erleuchtung weckt, und um jene allumfassende kosmische Liebe zu entfalten, die aus deinem Leben ein fortwährendes Fest macht?

Das Leben wird dir keinen Frieden und kein Glück gewähren, außer du meisterst es. Doch ein äußerer, materieller Sieg wird nur frustrierend auf dich wirken. Das Leben kann nicht durch bloßen Reichtum, materiellen Komfort oder physische Kraft gemeistert werden; auf diese Weise ist das noch nie jemandem gelungen, auf diese Weise ist bisher jeder nur zum Verlierer geworden.

Das Leben kann durch Licht, Verstehen, Weisheit und Erkenntnis gemeistert werden. Das Leben mag groß sein, aber das göttliche Bewusstsein in dir ist weit größer. Durch dieses Bewusstsein musst du das Leben meistern.

Durch deine Erkenntnis und durch die Weisheit der Gottheit, die in dir ist und dich von allen Seiten umgibt, musst du das Leben meistern.

Du kannst es meistern, wenn du über seine Begrenzungen hinauswächst. Wenn die Weisheit in dir herangereift ist, gibt es kein Problem mehr, das du nicht lösen kannst. Wenn deine inneren Kräfte – die Energien des göttlichen Bewusstseins – voll entfaltet sind, wird das Leben zu einem Spiegel, in dem du die endlose Schönheit und Vollkommenheit Gottes betrachten kannst.

Das ist deine großartige Bestimmung.

Während du dich in dieser Welt der Täuschungen, des Leidens, der Sorgen, der Probleme und Schwierigkeiten befindest, musst du dich bemühen, die Welt der Vollkommenheit, die Gott ist, zu erfahren. Gott ist der Atem deines Atems, die Seele deiner Seele, die Existenz deiner Existenz, das Atom der Atome, die Energie der Energien, die Materie aller Materie, die Intelligenz in aller Intelligenz.

Alles ist Energie, Bewegung, Bewusstsein

Wo wäre Intelligenz nicht zugegen? Wo wäre Energie nicht zugegen? – Alles ist Energie, alles ist Bewegung von Energie. Licht ist Bewegung von Energie. Materie ist Bewegung von Energie. Alles ist Energie. Was ist hinter der Energie und was erhält die Energie? – Es sind Bewusstsein, Gewahrsein, Erkenntnis und Licht, die Energie und Materie erhalten! Die Macht des Bewusstseins ist die Quelle der Energie, Bewusstsein ist die Substanz der Energie, Bewusstsein erhält die Energie.

Wo Bewusstsein ist, da ist die Wahrheit, das Sein, die Wirklichkeit: Gott. Daher ist dieser Gott alles. Er ist in allem, und alles ist in Ihm. Er ist die Energie der Energien. Er ist im Stein. Er ist die Substanz des Steins.

Unendliches Licht, unendliches Bewusstsein enthält auch der Stein.

Du siehst das nur nicht, weil deine Sinne zu stumpf sind. Du bist blind für die Gegenwart Gottes, du bist blind für die elementaren Wirklichkeiten im Universum. Du bist unwissend hinsichtlich der universalen Gesetze, der universalen Kräfte, der kosmischen Mächte, die alle in Gott, in der Substanz Gottes, im Sein Gottes ihre Wurzeln haben.

Gott ist überall, in allen Formen von Energie, in allen Lauten, in allen Worten, in der ganzen Natur, in allen Bewegungen, in jeder Art von Intelligenz, in jeder Form des Lebens. Er ist überall. Du kannst ohne Ihn nicht atmen. Selbst die Luft ist von seinem Leben erfüllt. Der Raum ist durchpulst von seinem Leben. Gott ist der Zeuge all dessen, was du bist, allezeit, unter allen Umständen. Dieser Zeuge aller Zeugen ist höchstes Glück, höchste Vollkommenheit.

Nur in Gott bist du frei von Leiden, frei vom Tod, frei von allen Unzulänglichkeiten,die zu erfahren du in einem materiellen Universum von Zeit und Raum gezwungen bist.

Jeden Augenblick kommt die Stimme der Liebe von links und rechts. Wir sind aufgebrochen gen Himmel. Warum sollten wir unsere Zeit noch mit Nichtigkeiten verbringen?

Wir waren im Himmel, wir waren Freunde der Engel. Darum lasst uns zurückkehren, denn das ist unser Heimatland. Wir können höher als der Himmel und weiter als die Engel streben – ja weit darüber hinaus. Unser Ziel ist die höchste Erleuchtung. Wir sind herabgestiegen, ja, aber lasst uns zurückeilen.

Was für ein Ort ist dies! Wie verschieden ist der Ursprung des Staubes und der reinen Substanz. Junges Glück ist unser Freund, Unterwerfung der Seele unser Tun.

Rumi


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